Angst und Unsicherheit: Dreht die Welt durch oder trügt das Gefühl?
Das fragte sich ein Journalist der Süddeutschen Zeitung. Bei vielen Zeitgenossen mache sich ein Gefühl der Unsicherheit breit. Weder der Untote namens IS, noch der bigotte Machismo in der Türkei, noch die Farce um den Menschen verachtenden „Agent Orange“ in den USA, noch der Brexit mitsamt seinen irritierenden Akteuren, oder diverse Umweltkatastrophen, die auf die eine große Klimakatastrophe hinweisen, sorgen dafür, das man sich in dieser Welt gut aufgehoben fühlt; schließlich noch Corona und die in Teilen fragwürdige Performance diverser Verantwortlicher, während sie versuchen, das Ganze zu bewältigen. Das alles geht uns an. Und spricht laut für die These, dass wir in unsicheren, schwer berechenbaren Zeiten leben. Aber vielleicht, so überlegt der Autor, kommen uns die Welt und unser Lebensstil nur aus einem Grund so gefährdet vor. Weil die allgegenwärtigen sozialen Medien dafür sorgen, dass potenziell alles Schlechte, was auf der Welt passiert, also nicht nur die oben genannten Großereignisse, sofort bei uns über die Scheibe flimmert. Egal ob es in Indien, im hessischen Grevenstein oder in Quatar passiert, alles prasselt direkt auf uns herunter, wenn es nur gefährlich, alarmierend oder bizarr genug ist, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Sicherheit geht über alles
Über die heftige Überreizung unserer Sinne, die daraus resultiert, kann man philosophieren und der Autor tut das zusammen mit seinen Gesprächspartnern. Am Ende bleibt aber vor allem eine Erkenntnis: Für viele Menschen fühlt sich die Jetzt-Zeit derart ungemütlich an, dass sie einigermaßen verzweifelt und zum Teil mit rigorosen Methoden versuchen, Sicherheit herzustellen. Da erträumt sich mancher ein rechtes Drehbuch alla Law & Order. Andere ein sicheres Leben in sicheren Grenzen, mit einem gesicherten Lebensstandard und einem sicheren (= nicht migrantischen) Nachbarn. Rechtsextreme Bewegungen in ganz Europa ziehen Gewinn aus der Sehnsucht nach dem sicheren Hafen. Sie versprechen Sicherheit für den Bürger – und haben bislang doch vor allem eines geboten: den Willen zu Abschottung, zur Spaltung, zum Hass und zum nationalem Egoismus.
Sicherheit als Illusion – meditieren gegen Angst und Unsicherheit
Wer sich traut, sein Leben mit offenem Herzen und offenen Augen zu leben, weiß, das Leben ist eine zerbrechliche Sache und Sicherheit ist mit Sicherheit eine Illusion. Von heute auf morgen kann es enden: die Karriere, die Partnerschaft, die Gesundheit. Niemand hat es in der Hand. Aber muss diese Unsicherheit Menschen in die Hände seltsamer Ideen von seltsamen Menschen treiben? Es gibt eine uralte, vielfach bewährte Tradition, damit umzugehen. Wir könnten das Smartie ausschalten, uns hinsetzen, durchatmen und die Gedanken und Gefühle der Unsicherheit zulassen. Meditieren nennt man das traditionell. Einfach zulassen und aushalten, was kommt. Ohne sich Ängsten zu ergeben oder in Hoffnungen zu flüchten. Was dann beginnt, wenn man bereit ist, dies auszuhalten, lässt sich schwer beschreiben. Nur so viel: Wo es vorher eng und ängstlich war, öffnet sich ein innerer Raum. Nach und nach, über die Wochen und Monate hinweg, entsteht eine Weite, der das Wort Freiheit am nächsten kommt. Mit dieser schlichten „Methode“, die darin besteht auszuhalten, was ist, kommt ein sich verstärkender Prozess in Gang, dessen Finale so überzeugend ist, dass die alten Meditationsmeister dafür extra ein Wort erfinden mussten. Erleuchtung nannten sie den Zustand, wenn Angst und Unsicherheit keinerlei Chance mehr haben.
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Danke für diesen Text, finde ich sehr gut, inspirierend und hilfreich, genau wie die andern Inhalte auf Deiner Website!
Herzliche Grüße, Heinrich
Freut mich sehr, wenn es gefällt.
Sonnige Grüße!