Thema dieser Artikelserie ist das „Glück im Kopf“. Unter dieser Überschrift unternehmen wir Forschungsreisen in die Galaxie des Gehirns. Uns interessiert die Frage, wie wir das verwirklichen können, wozu der Philosoph Peter Sloterdijk auffordert: In der Galaxie „Gehirn“ sein Glück zu finden.
Im vorangegangenen Artikel lässt sich nachlesen, wie niedrig die Hürde gebaut ist: Meditation ist kinderleicht. Unsere Jüngsten tun es ganz nebenbei, und wer genau hinsieht, weiß, wie gut es ihnen dabei geht.
Der perfekte Augenblick ist stets zerbrechlich
Ganz da sein, im Augenblick aufgehen und erfahren, dass das Jetzt genügt. Warum fällt es uns (Erwachsenen) oft so schwer, solche Momente zu erleben? Darauf gibt es unterschiedliche Antworten. Zum Beispiel die, dass diese Augenblicke fragil sind wie Seifenblasen; diese schmalen Zwischenräume, in denen wir, meist ohne es beabsichtigt zu haben, ganz da sind. Es sind unsere eigenen Gedanken, die dort wie Nadelspitzen hineinstechen und so den perfekten Moment zum Platzen bringen: Wir laufen durch den Wald, sind von der musikalischen Abendvorstellung einer Amsel tief berührt und im nächsten Moment denkt es in uns: „Hey, wie blöd, warum bin ich eigentlich nicht öfter im Wald, dann könnte ich das öfter erleben …“ Und schon war es das mit dem besonderen Augenblick, der sich selbst genügt. Aus und vorbei.
Meditation hält das Gedankenkarussell an – garantiert!
Aber ist wirklich der einzelne Gedanke das Problem? Hält das Denken an sich uns von einem zufriedeneren Leben ab? Wohl nicht. Aber das zwanghafte Denken schon, das ununterbrochene Dauerfeuer, mit dem der Zirkus unterm Schädeldach uns täglich fordert. Es scheint so, dass wir diesem eigensinnigen Treiben kaum etwas entgegenzusetzen haben: Unablässig bewerten und urteilen wir uns und unsere Umwelt nach gut und schlecht, angenehm und unangenehm, förderlich und hinderlich; das meiste davon ist auch noch redundant oder – weniger abstrakt ausgedrückt – altes Zeug. So oder so ähnlich haben wir in ähnlichen Situationen schon 1000 Mal gedacht und befunden.
Wenn man nur leben könnte, ohne abzuschätzen, ohne Abneigung und Zuneigung zu empfinden … (Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches, Erster Band)
Doch selbst wenn uns das bewusst ist, dieser Eigensinn unseres Gedankenapparats, so können wir doch unseren Gedankenstrom nicht einfach anhalten. Eine solche Erfahrung bleibt die Ausnahme in unserem Leben. Es sei denn, wir fangen an zu üben. Und diese Art der Übung nennen wir Meditation.
Jenseits einer von Gedanken dominierten Welt
Zu meditieren bedeutet, unsere Gedanken für eine Zeit zurückzustellen. Sie quasi in die zweite Reihe zu schicken und so zu verhindern, dass sie sich in den Mittelpunkt mogeln. Dies geschieht ohne große Anstrengung. Denn keinesfalls versuchen wir, das Denken anzuhalten. Das wird auch nicht gelingen. Der Weg zum Ziel führt über einen bestimmten Fokus (s. oben). Wir konzentrieren uns darauf (weiter unten gibt es dazu eine Übung).
Wer das übt, erfährt seinen Geist als einen faszinierenden Raum jenseits der von Gedanken dominierten Welt. Der Geist wird ruhig und klar, wenn die Gedanken erst einmal in den Hintergrund treten dürfen. Und was tritt dann in den Vordergrund? Schwer zu beschreiben, das muss man selbst erleben.
Die Rolle der Gedanken bei Stress und Burnout
Menschen, die stark unter Stress leiden, machen diese positive, entlastende Erfahrung oft unmittelbar, wenn sie zu meditieren beginnen. In Zeiten chronischer Überforderung dreht der Kreisel im Kopf sehr schnell, ohne dabei einen hilfreichen Output zu bringen. Umso befreiender fühlt es sich an, wenn es gelingt, einen anderen Fokus einzuführen; einen Fokus, der es möglich macht, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, und sei es nur für ein paar Minuten oder gar Sekunden.
Meditation hält das Gedankenkarussell an: Der Bodyscan
Also: Wenn wir meditieren, konzentrieren wir uns auf etwas bestimmtes und stellen es in den Mittelpunkt unserer Beobachtung. Gedanken werden dazwischentreten – mit absoluter Sicherheit. Unser Ziel ist es, dennoch unseren Fokus aufrecht zu erhalten bzw. immer wieder zu ihm zurückzukehren von unseren Gedankenausflügen. Günstiger weise nützen wir für dieses Unternehmen ein Medium, das wir sowieso bei uns haben und das uns unmittelbar zugänglich ist, unseren Körper. Dazu leitet die Methode des Bodyscan an.
Danke, lieber Thomas Hübner für Ihre wunderbare Seite, in die Sie sicher viele Stunden an Energie investiert haben. Ich habe die Seite schon einmal als besonders angesehen, dann ging der Computer nicht mehr und ich hab darüber vergessen. Viola, der Computer geht wieder und als erstes sehe ich Ihre Seite auf dem Bildschirm. Zuerst dachte ich es handle sich „nur“ um MBSR (danach habe ich gesucht vor zwei Jahren), aber ich erkenne, dass hier ganz viel Weises zusammengetragen und aufgeschrieben wurde. Also bin ich erstmal beschäftigt und freue mich auf´s Üben! Nochmals von ganzem Herzen vielen Dank! Doris Dischner
Hallo Doris,
herzlichen Dank für die freundlichen Worte. Viel Spaß beim Lesen und Hören!
Thomas