
Abb. „Road Map of The Mind“ © James Thew @ fotolia.com
Im vorangegangenen Artikel lässt sich nachlesen, wie niedrig die Hürde gebaut ist: Meditation ist kinderleicht. Unsere Jüngsten tun es ganz nebenbei, und wer genau hinsieht, weiß, wie gut es ihnen dabei geht.
Der perfekte Augenblick ist stets zerbrechlich
Ganz da sein, im Augenblick aufgehen und erfahren, dass das Jetzt genügt. Warum fällt es uns (Erwachsenen) oft so schwer, solche Momente zu erleben? Darauf gibt es unterschiedliche Antworten. Zum Beispiel die, dass diese Augenblicke fragil sind wie Seifenblasen; diese schmalen Zwischenräume, in denen wir, meist ohne es beabsichtigt zu haben, ganz da sind. Es sind unsere eigenen Gedanken, die dort wie Nadelspitzen hineinstechen und so den perfekten Moment zum Platzen bringen: Wir laufen durch den Wald, sind von der musikalischen Abendvorstellung einer Amsel tief berührt und im nächsten Moment denkt es in uns: „Hey, wie blöd, warum bin ich eigentlich nicht öfter im Wald, dann könnte ich öfter solche Momente erleben …“ Und schon war es das mit dem besonderen Augenblick, der sich selbst genügt. Vorbei …
Meditation hält das Gedankenkarussell an – garantiert!
Aber ist wirklich der einzelne Gedanke das Problem? Hält das Denken an sich uns von einem zufriedeneren Leben ab? Wohl nicht. Aber das zwanghafte Denken schon, das ununterbrochene Dauerfeuer, mit dem der Zirkus unterm Schädeldach uns täglich fordert. Es scheint so, dass wir diesem eigensinnigen Treiben kaum etwas entgegenzusetzen haben: Unablässig bewerten und urteilen wir uns und unsere Umwelt nach gut und schlecht, angenehm und unangenehm, förderlich und hinderlich; das meiste davon ist auch noch redundant oder – weniger abstrakt ausgedrückt – altes Zeug. So oder so ähnlich haben wir in ähnlichen Situationen schon 1000 Mal gedacht und befunden.
Wenn man nur leben könnte, ohne abzuschätzen, ohne Abneigung und Zuneigung zu empfinden … (Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches, Erster Band)
Doch selbst wenn uns das bewusst ist, dieser Eigensinn unseres Gedankenapparats, so können wir doch unseren Gedankenstrom nicht einfach anhalten. Eine solche Erfahrung bleibt die Ausnahme in unserem Leben. Es sei denn, wir fangen an zu üben. Und diese Art der Übung nennen wir Meditation.
Jenseits einer von Gedanken dominierten Welt
Zu meditieren bedeutet, unsere Gedanken für eine Zeit zurückzustellen. Sie quasi in die zweite Reihe zu schicken und so zu verhindern, dass sie sich in den Mittelpunkt stellen. Dies geschieht ohne große Anstrengung. Denn keinesfalls versuchen wir, das Denken anzuhalten. Es wird uns nicht gelingen. Für den Anfang führt der Weg zum Ziel über einen bestimmten Fokus (s. oben). Wir konzentrieren uns (weiter unten gibt es dazu eine Übung).
Wer sich darin übt, erfährt seinen Geist als einen faszinierenden Raum jenseits der von Gedanken und Gegengedanken dominierten Welt. Der Gesit wird ruhig und klar, wenn die Gedanken erst einmal in den Hintergrund treten dürfen.
Die Rolle der Gedanken bei Stress und Burnout
Menschen, die stark unter Stress leiden oder von Burnout bedroht sind, machen diese positive, entlastende Erfahrung oft unmittelbar, wenn sie zu meditieren beginnen. In Zeiten chronischer Überforderung dreht der Kreisel im Kopf sehr schnell, ohne dabei einen hilfreichen Output zu bringen. Umso befreiender nehmen die Betroffenen es dann wahr, wenn es ihnen gelingt, einen neuen Fokus einzuführen; einen Fokus, der es möglich macht, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, und sei es nur für ein paar Minuten oder gar Sekunden.
Meditation hält das Gedankenkarussell an: Der Bodyscan
Also: Wenn wir meditieren, konzentrieren wir uns auf etwas bestimmtes und stellen es in den Mittelpunkt unserer Wahrnehmung. Gedanken werden dazwischentreten – mit absoluter Sicherheit. Uner Ziel ist es, dennoch unseren Fokus aufrecht zu erhalten bzw. immer wieder zu ihm zurückzukehren von den Gedankenausflügen. Günstigerweise nützen wir für dieses Unternehmen etwas, das wir sowieso bei uns haben und das uns unmittelbar zugänglich ist, unseren Körper. Dazu leitet die Methode des Bodyscan an.
Wichtig: Wenn wir den Bodyscan oder eine andere Meditationsübung durchführen, gehen wir in jedem Fall freundlich mit uns um. In der Praxis heißt das: Verrutscht uns durch Gedankenwanderung die Aufmerksamkeit, ärgern wir uns nicht darüber, sondern wir nehmen das einfach wahr – und kehren wieder zurück zum Fokus. Diese Art von Freundlichkeit gegen uns selbst ist keine lästige Fußnote, sie ist eine unhintergehbare Bedingung für das Gelingen einer Meditation.Damit sie sich nicht gegen uns richtet und so Widerstand erzeugt.
Abb.: Road Map of The Mind, James Thew @ fotolia.de
Beratung für Innere Angelegenheiten

Danke, lieber Thomas Hübner für Ihre wunderbare Seite, in die Sie sicher viele Stunden an Energie investiert haben. Ich habe die Seite schon einmal als besonders angesehen, dann ging der Computer nicht mehr und ich hab darüber vergessen. Viola, der Computer geht wieder und als erstes sehe ich Ihre Seite auf dem Bildschirm. Zuerst dachte ich es handle sich „nur“ um MBSR (danach habe ich gesucht vor zwei Jahren), aber ich erkenne, dass hier ganz viel Weises zusammengetragen und aufgeschrieben wurde. Also bin ich erstmal beschäftigt und freue mich auf´s Üben! Nochmals von ganzem Herzen vielen Dank! Doris Dischner
Hallo Doris,
herzlichen Dank für die freundlichen Worte. Viel Spaß beim Lesen und Hören!
Thomas