Esoterik – Religion – Meditation. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ist, wer meditiert, immer auch eine Art von Esoteriker? Oder ist er/sie* zumindest irgendwie religiös? Von vorne herein klar ist das nicht. Ein guter Anlass also für eine Unterscheidung der drei Begriffe.
Vorweg: Wenn der Autor angesichts einer recht komplexen Materie versucht, Unterschiede aufzuzeigen, bleibt es naturgemäß bei einer Art von ambitioniertem Versuch, unfertig und vielleicht ein bisschen frech. Es geht zum Glück nicht darum, die letzte Wahrheit zu behaupten, sondern darum, gute Gedanken anzuregen.
Mach mich ruhig! Mach mich gesund!
Der Begriff, der am klarsten und deutlichsten daher kommt, ist wohl der der Meditation. Viele lernen Meditation als eine stille Reparaturübung kennen, die dazu dient, die persönliche Lebensqualität zu verbessern. In dieser Rolle kann die Meditation viel leisten, wenn sie darf. Und was leistet sie normaler weise? In erster Linie Stress abbauen, Entspannung verschaffen, Emotionen bändigen. Mit dem Ziel, die eigene Gesundheit zu schützen bzw. wieder in Ordnung zu bringen.
Meditation ist also akzeptiert als ein Tool, das uns hilft, in mehr oder weniger harten Zeiten zu überleben. Wenn wir die Meditation allerdings auf diesen Aspekt reduzieren, dann ist das so, als würde man nur die Grundrechenarten nutzen und behaupten, das wäre schon die ganze Mathematik. Denn wer meditiert, kann mehr erwarten, als gesünder zu werden. Aber was genau ist das?
Esoterik: Leitplanken fürs Leben
An dieser Stelle lohnt ein Blick auf die so genannte Esoterik, denn dort verspricht man sich mehr von der innerlichen Versenkung als nur Gesundheit. Wobei klar ist, dass es die Esoterik – als ein eindeutiges Profil für diese Art des Erlebens – gar nicht gibt. Aber eine Grundmelodie, die lässt sich schon erkennen. Denn egal, ob die Teilnehmer der Esoterik Karten legen (lassen), Mantras rezitieren oder eben meditieren, letztlich geht es immer um eines: Halt zu finden. Je nach Geschmack und Anbieter esoterischer Kost, bekommt der Interessierte es dabei mit Medien, Engeln, Geistern, weisen Lebenden oder redseligen Toten zu tun. Aber so bunt die Formen der Esoterik sind, wer dort strandet, vermisst in aller Regel die Orientierung im Leben. Angesichts einer verwirrenden Welt, die für jeden halbwegs aufmerksamen Zeitgenossen beängstigend mehr Fragen als Antworten bereit hat, bietet die Esoterik mit ihren Lehren und Lehrern eine attraktive Auskunftei; mit einer großen Auswahl an Geländern und Leitplanken für den persönlichen biografischen Pfad.
Esoterische Meditation: Reisen in die Überwelt
Der Meditation kommt im esoterischen Kontext eine Rolle als Vehikel lehrreicher innerer Reisen zu. Diese meditative Versenkung in einen reichen Kosmos gut unterrichteter Geister, Götter und Engel verspricht den Reisenden, besondere Erfahrungen zu machen und Erkenntnisse zu gewinnen, auf die sich (ein Leben) bauen lässt. Allerdings: Wenn wir weiter unten im Text das Wesen und den Kern der Meditation beleuchten, wird klar, dass auch im Raum der Esoterik Meditation nicht ganz sein darf, was sie sein kann. Zuvor noch ein Blick auf den dritten Begriff in der Überschrift, die Religion.
Religion: die ernste Pädagogin …
Die Religion zeigt sich der Esoterik verwandt. Beide bieten Halt und Orientierung. Dabei tritt die Religion eher auf wie ein ernster Pädagoge. Der anarchische und spielerische Verkehr mit dem Über- und Außernatürlichen, wie er in der Esoterik lustvoll gepflegt wird, ist nicht das Ding der religiösen Sinn-Provider. Geboten werden statt dessen: „Fakten“, auf die der Mensch sich verlassen soll. Dieses Wissen über das Leben, das Sterben und die dazu gehörigen Götter ist in den Religionen allgemein und jedem verfügbar. Während die Esoterik den Suchenden individuell-romantische „Bildungsreisen“ vorschlägt, teilen die Religionen in Sachen Sinn und Sünde allen genau dasselbe aus: ein klares Regelwerk, amtlich bestätigtes Glaubensmaterial. Am stärksten ist diese Tendenz in die DNA der Buchreligionen eingeschrieben (Christentum, Islam, Judentum) , findet sich aber auch in allen anderen Großreligionen.
… zeigt auch der Meditation ihre Grenzen
Wie die Religion mit esoterischen Impulsen umgeht, sie domestiziert und ihrer anarchischen und eigenwilligen Anteile beraubt, so verfährt sie auch mit der Meditation. Das lässt sich am besten daran ablesen, dass religiöse Führer meditative Tauchgänge ihrer Schäfchen nur so lange unverdächtig finden, so lange diejenigen, die sie unternehmen, nicht mit etwas an die Oberfläche kommen, das gegen die Kernsätze (Dogmen) der jeweiligen Religion verstößt. Anmerkung: Der Buddhismus bildet hier in größeren Teilen eine Ausnahme.
Meditation – mehr als Religion und Esoterik
Ausdrücklich sei gesagt, dass aus der hier vorgestellten Perspektive weder Esoterik noch Religion verurteilt werden sollen. Es bleibt bei einem Versuch, Begriffe zu unterscheiden. Was das für den einzelnen Leser bedeutet, muss dieser selbst entscheiden.
Aber wie steht es nun mit der Meditation? Geduldet und genutzt wird sie, wie wir gesehen haben, sowohl in esoterischen wie auch religiösen Zirkeln. Aber zugleich wird sie dort eingeengt von den Paragrafen, Ideen und Dogmen ihrer Gastgeber. Und hier liegt das Problem. Denn wenn Meditation ihr Potenzial zeigen soll, dann man muss sie auch lassen. Man muss sie freilassen, ohne vorzuschreiben oder bereits zu wissen, wo es hingehen soll. Dann kann sie zeigen, was sie kann.
Sanftes Dynamit
Wenn wir uns mehr von der Meditation erhoffen, als uns „gesund“ zu meditieren oder von höherer Stelle Anweisungen für das Leben zu empfangen, geht es erst richtig los. Wer meditiert und dazu bereit ist, mit seiner gewohnten Sicht auf die Welt zu brechen, um etwas Besseres zu gewinnen, beginnt ein echtes Abenteuer. Denn Meditation – so still sie sich vollzieht – kann alles verändern. Nimmt man sie wirklich ernst, dann lässt sie uns zunächst ahnen und dann erfahren, wer wir wirklich sind und was im Leben tatsächlich wichtig ist. Diese Art von Erfahrung ist das Gegenteil von Glaubensbekenntnissen. Denn sie überzeugt, ohne argumentieren zu müssen.
Meditation ist sanftes Dynamit. Sanft, weil diese Erfahrung sich nur dort einstellt, wo es eine ernst gemeinte Einladung gibt. Dynamit, weil sie uns heraussprengt aus unseren engen, langweiligen, tausendfach gelebten und wiederholten Mustern, die uns doch nicht beruhigen können und schon gar nicht zufrieden machen.
Und wie beginnen mit der Meditation?
Wer anfängt zu meditieren, erfährt schnell: Am Anfang steht immer das JETZT. Das Jetzt als der Moment, dem wir genau in diesem Augenblick begegnen. Darum geht es in der Meditation.
Das klingt banal. Aber wenn wir offen meditieren, geht es immer nur um eines: die Wahrnehmung des Augenblicks. Dort liegt die Quelle zur guten Veränderung. Wie man dazu kommt, dass der Augenblick mit einem Mal zum Startpunkt einer viel versprechenden Wanderung und Veränderung wird, darum geht es hier auf Daily-Lama. Wer aber gerade jetzt ein erstes Mal experimentieren will, kann folgendes tun: sich einfach an einem ungestörten Platz niederlassen, den Blick nach innen richten und für ein paar Minuten beobachten, was vorgeht an diesem Ort, den wir unseren Verstand nennen und dem wir unser Leben anvertrauen. Viel Spaß!
Kommentare sind natürlich willkommen – vor allem konstruktive!
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