Erleben wir unerwartet einen schönen Moment, dann beschwingt und inspiriert uns das. Aber es wäre doch gelacht, wenn das lange andauern sollte. Um schnell wieder aus dem beglückten Stauen heraus zu kommen und den Normalzustand herzustellen, stehen uns 3 Methoden zur Verfügung:
Methode A: Das Bedauern: „Schade!“
Zum Beispiel so: Wir gehen durch eine Parkanlage und freuen uns über eine Vogelstimme, die mit einer verzaubernden Melodie den Abend begrüßt. Wir sind davon fasziniert und – sind mit einem Mal ganz da und voll Glück. Aber schon im nächsten Augenblick springt die Gesankenmaschine an und wir bedauern, dass wir in diesem Sommer kaum in den Park gekommen sind, weil wir so viel zu tun haben und weil …
Methode B: Der Wunsch nach Intensivierung: „Mehr davon!“
Zum Beispiel so: Wir gehen durch eine Parkanlage und freuen uns über eine Vogelstimme, die mit einer virtuosen Melodie den Abend begrüßt. Wir sind davon fasziniert und – sind mit einem Mal ganz da und voll Glück. Wir spüren, wie gut uns das tut. Doch schon im nächsten Moment versuchen wir, die Stimme noch intensiver wahrzunehmen und noch besser hinzuhören – mit dem Ziel, mehr davon zu bekommen, mehr mitzubekommen … mehr, mehr … und im selben Moment ist es vorbei.
Methode C: Die Kontrolle (und das Festhalten): „Wie kriege ich das in den Griff?“
Wir gehen durch eine Parkanlage und freuen uns über eine Vogelstimme, die mit einer virtuosen Melodie den Abend begrüßt. Wir sind davon fasziniert und – sind mit einem Mal ganz da. Doch gleich darauf überlegen wir, wie wir uns dieses Erlebnis öfter verschaffen könnten: „Früher von der Arbeit gehen…“, „oder sollte ich mich jetzt vielleicht auf die Parkbank setzen“, „oder vielleicht eine CD mit Vogelstimmen für die Autofahrten“…
Vermutlich erkennst du dich in der einen oder anderen Reaktion wieder. Alle diese Reaktionen sind, wie man so schön sagt, normal. Aber was bedeutet schon „normal“. Wenn alle Menschen „verrückt“ sind, dann ist auch das „normal“. Und in der Tat, was diese drei Reaktionen aufzeigen, grenzt an Irrsinn. Denn jede dieser Reaktionen, denen gemeinsam ist, dass sie nach einem kurzen Moment der selbst vergessenen Wahrnehmung und des Staunens den Verstand wieder ins Spiel bringen, beendet sofort den besonderen Moment glücklicher und zufriedener Betrachtung. Egal, ob wir bedauern (1), ob wir versuchen, das Erlebnis zu intensivieren (2), oder uns bemühen, Kontrolle auszuüben (3) . Im Hintergrund entsteht sofort wieder das unangenehme Gefühl des Mangels, welches doch gerade noch wohltuend durch Abwesenheit glänzte. Mittels des Verstands hat sich sofort wieder der Gedanke erhoben: dass es nicht reicht und nicht genug ist, dass der schöne Moment wieder mal viel zu kurz ist und … und … und … Das Irrsinnige daran ist, dass erst das einsetzende Nachdenken (das Bedauern bzw. der Intensivierungs- und Kontrollwunsch) die Schönheit des besonderen Moments bricht. Was würde wohl passieren, käme nicht sofort wieder eine Reflexion ins Spiel?
Was tun?
Es ist einfach, wenn auch nicht leicht. Wir tun das, was wir immer tun als achtsame Menschen: Den Moment wahrnehmen (Vogelstimme), ihn genießen und dabei ganz wach sein. Wenn dann die Gedanken kommen, erkennen wir sie freundlich aber bestimmt an als das, was sie sind: Gedanken, die zu uns gehören, uns aber nicht beschäftigen müssen. Und wenn die Gedanken länger bleiben oder wir uns darüber ärgern, dass wir übehaupt gerade jetzt schon wieder Gedanken haben, dann lassen wir uns nicht davon beeindrucken, sondern nehmen auch das wahr. Denn in diesem Moment, in dem es uns gelingt, den inneren Beobachter ins Spiel zu bringen, sind wir wieder ganz da.
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