zuerst den Artikel zu lesen, bevor du dich der Übung zuwendest.
Achtsamkeit: Die Übung gegen schlechte Laune
Der Ausgangspunkt: Du bist niedergeschlagen oder frustriert oder auch beides zusammen (du kannst diese Übung auch mit jedem anderen Gefühl machen). Dieser Zustand drückt sich nicht nur in deinen Gefühlen aus. Denn deine Körperhaltung folgt der gerade vorherrschenden Stimmung und zeigt mehr oder weniger deutlich, was gerade in dir vorgeht. Vielleicht lässt du den Kopf oder die Schultern etwas hängen, vielleicht ist die Brustwirbelsäule und damit der Oberkörper etwas gekrümmt. Sehr wahrscheinlich spielen auch deine Gesichtszüge in einer bestimmten Weise mit und drücken aus, was du fühlst; hängende Mundwinkel, müde Augenpartien etc. …
Erster Schritt
Nimm jetzt so gut es geht wahr (Achtsamkeit!), auf welche Weise dein Körper ausdrückt, dass du gerade niedergeschlagen oder frustriert oder traurig bist. Vielleicht fragst du sogar jemanden dazu, der dich gut kennt. Wenn du deine Körperhaltung identifiziert hast, verkörpern diese nochmals ganz aktiv. Du kannst dabei gerne auch etwas übertreiben. Das war der erste Schritt.
Zweiter Schritt
Nun finde heraus, wie du den gegeteiligen Zusand mit deinem Körper ausdrücken kannst. Wie sieht das aus, wenn du zufrieden und fröhlich bist? Wie ist deine Haltung dann? Wie hältst du den Kopf, was macht der Oberkörper, was zeigt deine Mimik, und wohin geht der Blick? Günstig für diese „Forschungsarbeit“ ist es, wenn du dich dafür an eine markante Situation erinnerst, in der du dich genau so gefühlt hast. Übe mehrmals nacheinander diese für dich persönlich typisch „positive“ Haltung ein. Dazu genügt es, diese ganz kurz anzuspielen.
Dritter Schritt
Nun nimmst du zunächst die „niedergeschlagene“ Haltung ein und aus dieser heraus wechselst du direkt in den erwünschten angenehmen Haltungsmodus. Durch diese emotionale Gymnastik schaffst du eine Verbindung zwischen dem als positiv empfundenen Zustand und dem als kritisch empfundenen Zustand, so dass es deinem Organismus im Ernstfall (=niedergeschlagen) leichter fällt, einen Weg hin zum positiven Zustand zu finden.
Es ist nicht ganz klar, was durch diese verbindende Vorübung im Gehirn ausgelöst wird. Eine Vermutung geht dahin, dass elektro-chemische Verbindungen geknüpft werden – zwischen dem Zustand des Niedergeschlagenseins und der positiv konnotierten Stimmung. Das ist aber nur ein Erklärungsversuch. Entscheidend ist, dass es in der Praxis wirkt. Allerdings kann diese Übung aus der Systemischen Arbeit nur einen ersten Vorgeschmack bieten. Geht es um kritische und stark verfestigte Probleme, braucht es in der Regel eine persönliche Beratung.
Am einfachsten kommst du in die angenehme Haltung, wenn du dabei an eine wünschenswerte Situation denken. Übe diesen Vorgang 20-30 mal, an 3-4 Tagen nacheinander, also insgesamt ca. 60-80 mal. Das hört sich nach viel an, aber jede einzelne Übergangsübung benötigt nach einer kurzen Anlaufzeit nur 5-10 Sekunden an Zeit.
Praxis
Hast du das geschafft, dann steht einem bewussten Einsatz dieser Fertigkeit nichts im Wege. Fühlst du dich niedergeschlagen und bedrückt (was du durch die achtsame Haltung immer früher bemerken kannst), dann nimm ganz bewusst die positive Haltung ein. Eventuell kannst du sogar beobachten, dass dein Körper ganz von selbst diesen Weg einschlägt. Achte darauf, dass du für 5-10 Sekunden diese Haltung einnimmst und dich wenn nötig immer wieder daran erinnerst. Dann kannst du in der Regel bald einen positiven Effekt spüren.
Zwei wichtige Hinweise
Erstens: Diese Übung ist nicht gemeint als eine Anleitung zu Oberflächlichkeit. Ziel der Übung ist es nicht, aufkommende unliebsame Gefühle zu manipulieren und auf diese Weise geringzuschätzen. Gefühle können uns wichtige Hinweise geben auf etwas, um das wir uns dringend kümmern sollten.
Also musst du selbst entscheiden, wann es angebracht ist, dich auf diese Weise neu einzustimmen. Vielleicht, wenn du in einer trübsinnigen Endlosschleife festsitzten. Vielleicht wenn du das Gefühl hast, dass du im gegenwärtigen niedergeschlagenen Zustand hilfos bist und nichts verändern können; dass es dir also erstmal etwas besser gehen muss, bevor du dich überhaupt an eine Ursachenforschung machen kannst.
Zweitens: Diese Übung wirkt nicht als ein `instant´ Radiergummi, der im Nu unerwünschte Gefühle löscht. Mit der Zeit wirst du zwar eine deutliche Wirkung spüren. Doch diese Wirkung hängt davon ab, wie geübt du damit bist und wie stark du emotional mit dem unerwünschten Zustand verbunden bist. Sollte die Übung also nicht die erwünschte Veränderung bringen, dann hat niemand daran Schuld – am wenigsten du selbst. In diesem Fall verschafft dir vielleicht eine andere Methode Erleichterung von deinen Emotionen. Bei hartnäckig wiederkehrenden unangenehmen Gefühlen ist es ohnehin angebracht, sich intensiver damit zu beschäftigen und eine intensive Arbeit an sich selbst aufzunehmen. Wenn nötig, mit professioneller Hilfe.
Viel Erfolg! :)
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