Vierte Woche Onlinekurs mbsr | Achtsamkeit: Stress – was ist das eigentlich?
„Stress“ ist ein populäres Wort. Überall, ob im Büro oder beim Smalltalk im Supermarkt, können wir hören, dass Menschen sich gestresst fühlen: „Mach mir keinen Stress“, War das wieder eine stressige Woche“, „Der Job stresst mich so …“. Fragt man nach der ursprünglichen Bedeutung des Wortes, also danach, wo es sich herleitet, gelangt man in den technischen Bereich, genauer gesagt zur Materialkunde: Dort spricht man von „Stress“, wenn Zug oder Druck auf ein Material, zum Beispiel auf eine Schraube oder einen Brückenträger ausgeübt werden. Damit scheint klar, warum dieser Begriff auch im psychologischen Bereich Karriere gemacht hat: Gestresste Menschen fühlen sich ebenfalls stark unter Druck und haben das Gefühl, dass zu viele Anforderungen an ihnen zerren.
Stress macht wichtig
Stress gilt in unserer Gesellschaft als ein Zeichen von Überforderung. Aber der Begriff ist ambivalent: Wer zum Beispiel in der Geschäftswelt davon spricht, dass sie oder er viel Stress hat, stellt sich damit nicht selten als wichtig und gefragt dar. Umgekehrt macht sich derjenige verdächtig, der über längere Zeit eine ruhige Kugel schiebt. Frei von jeglicher Belastung zu sein, wird allenfalls als Mittel zum Zweck akzeptiert – als ein kurzes Innehalten, um die Batterien aufzuladen. Für die nächste produktive Herausforderung.
Schuld sind immer die Anderen – in diesem Fall unsere Vorfahren
Auch wenn nicht jeder gestresst ist, der davon redet und sicher nicht jeder mit Stress ein Problem hat: Sehr viele Menschen leiden heute tatsächlich unter starkem Stress. Aber was genau geschieht in einem Menschen, wenn er sich gestresst fühlt? Welche körperlichen und psychischen Mechanismen laufen dabei ab? Diese Frage versucht die Stressforschung zu beantworten. Eine der plausibelsten Erklärungen für unser Leiden am Stress bezieht sich auf unsere urzeitlichen Ahnen. Denn wir sind biologisch noch genauso ausgestattet, wie die so genannten Steinzeitmenschen.
Zu jener Zeit musste der Mensch physisch imstande sein, körperliche Bedrohungen durch ein wildes Tier oder unfreundliche Artgenossen abzuwenden. Das gelang ihm durch Flucht, Angriff oder Totstellen. Für uns sind vor allem die ersten beiden Strategien interessant. Denn sowohl für die Flucht, als auch für den Angriff benötigt der Mensch sofort seine maximale physische Leistungsbereitschaft. Das schafft der Körper, indem er Stresshormone ausschüttet. Steht uns beispielsweise eine Herausforderung in Form eines unangenehmen Gesprächs bevor oder begegnet sie uns in Gestalt eines Autofahrers, der uns die Vorfahrt nimmt, dann spült der Organismus in Bruchteilen einer Sekunde Mengen von Botenstoffen (Hormone) in den Blutkreislauf. Die Folge: Wir sind augenblicklich hellwach, reagieren sehr schnell und die Muskeln haben plötzlich viel Energie zur Verfügung. Das kann wichtig, ja lebensrettend sein, wenn wir tatsächlich körperlich bedroht werden und uns verteidigen müssen, wie etwa bei der urzeitlichen Jagd auf gefährliche Tiere oder bei der Flucht vor zudringlichen Feinden.
Die Steinzeit lebt
Doch ein paar tausend Jahre später hat sich das Bild komplett gewandelt. Wer heute unter Stress seinen (maximal aktivierten) Körper nutzt und etwa den rücksichtsfreien Autofahrer mit ein paar Schlägen zur Rechenschaft zieht, hat anschließend vermutlich ein Problem mit der Staatsanwaltschaft. Also bleibt der gestresste Verkehrsteilnehmer lieber ruhig, schüttelt den Übeltäter allenfalls in Gedanken durch und versucht das Problem auf zivilisierte Art zu lösen.
Auf diese Weise wird der Gestresste zwar strafrechtlich nicht auffällig, hat aber ein ganz anderes Problem. Die reichlich ausgeschütteten Hormone verschwinden nämlich nicht einfach aus der Blutbahn. Im Gegenteil: Stresshormone bauen sich nur sehr langsam ab und sind selbst dann noch aktiv, wenn der geplagte Autofahrer seinen Ärger längst vergessen hat. Die Folge: Der Alarmzustand im Körper bleibt erhalten. Das heißt zum Beispiel, der Blutdruck ist weiterhin stark erhöht, die Blutbahnen sind verengt, das Nervensystem ist übererregt, der Betroffene nimmt sich und sein Umfeld nur eingeschränkt wahr (geistig-emotionaler Tunnelblick [1]), das Immunsystem wird (für kurze Zeit) auf Sparflamme gesetzt.
Ab wann wird Stress schädlich?
Entwickeln sich die oben beschriebenen Stressreaktionen nur gelegentlich, dann beeinträchtigt das unsere Gesundheit nicht. Werden die Stresshormone allerdings zu häufig ausgeschüttet, leidet der Körper unter dem auflaufenden Hormonüberschuss und den dadurch verursachten Körperreaktionen. Entsprechende Untersuchungen zeigen: Dauergestresste Personen leiden unter anderem unter Nervosität, Unzufriedenheit, Anspannung, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Angstgefühlen, Tunnelblick und traurigen (bis depressiven) Stimmungslagen. Zudem kann das Körpersystem selbst, also unsere Organe, unter Dauerstress geschädigt werden. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes bis hin zum Infarkt sind bekannte Beispiele dafür.
Das Maß entscheidet!
Die folgende Grafik zeigt, dass das „System“ Mensch Stressbelastungen abfangen und kompensieren kann, wenn diese nicht zu dicht aufeinander folgen (linke, grüne Kurve). Im anderen Fall folgen die Stressbelastungen zu schnell aufeinander und das System gerät unter Dauerstress, da der nächste Stressreiz schon beginnt, bevor der Organismus sich noch vom letzten Stressreiz erholen konnte (siehe rote Kurve und Pfeile).
[1] Die verengte Wahrnehmung trägt zusätzlich zum Stressgeschehen bei. Wenn der Betroffene angehalten ist, eine Lösung für die bestehende Herausforderung zu finden, aufgrund seines Tunnelblicks aber kaum dazu fähig ist.
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