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ACHTSAMKEIT: WERDEN WIE DIE KINDER!

Achtsamkeit: werdn wie die Kinder ...

Gerade noch hat die 3-Jährige in roter Latzhose mit schrillen Tönen die Trommelfelle der Umgebung gezwiebelt. Plötzlich, Stille … ein Lächeln schubst die Tränen vom Gesicht. Heulen aus, Verzückung an!

Einem zufälligen Beobachter dieser Szene mag das seltsam erscheinen: „Dann kann das ja nicht so schlimm gewesen sein …“ Ein anderer Zuschauer bescheinigt dem Kind schauspielerisches Talent. Eltern wissen es besser und die moderne Bewusstseinsforschung bietet eine Erklärung an. Aus der Perspektive der Wissenschaft vollzieht sich hier ein faszinierendes Lehrstück. Der Titel des aufgeführten Stückes heißt „Fokussierung“. Dieser Begriff bezeichnet die Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit gezielt auf etwas auszurichten.

Aufmerksamkeit ist der Schlüssel

Das kleine Mädchen hat seine Aufmerksamkeit zunächst vollständig der schmerzhaften Bruchlandung im Sandkasten gewidmet – verständlicherweise. Doch dann wechselt blitzschnell der Fokus, als ein kleiner Hund, vielleicht vom Schreien angelockt, sie mit der Schnauze freundlich in die Seite stupst. Und das genügt: Der zarte äußere Reiz katapultiert das kleine Mädchen heraus aus dem empfundenen Elend, hinein in ein Land des Lächelns und der Verzückung. Neurologisch formuliert, schaltete das Bewusstsein des Mädchens blitzschnell und beinahe übergangslos in einen um 180 Grad veränderten Zustand um. Ein anderer Teil des komplexen neuronalen Netzwerks im Gehirn hat die Regie übernommen und ebnet auf diese Weise frischen Emotionen und Gedanken den Weg.

Achtsamkeit: Werden wie die Kinder. Erwachsene haben es schwerer …

Kindergehirnen fällt dieses Switchen sehr leicht. Offen für neue Eindrücke, lassen sie sich bereitwillig von einem Moment zum anderen in eine neue Welt entführen. Erwachsenen fällt das schwerer. Sind wir emotional von etwas beeindruckt, dann halten wir gerne daran fest und kleben wie Kaugummi an unseren Gefühlen und Gedanken. Nehmen wir einmal an, ein Kleinkind, aber ausgestattet mit einem gereiften Erwachsenengehirn, wäre über die Steinumrandung des Sandkastens gegrätscht und unsanft im Sand gelandet. Zu Überraschung und Schmerz würden sich schnell Wut und Ärger addieren, vielleicht über die „saublöde Umrandung“. Mit Leichtigkeit erschafft unser Erwachsenengehirn aus diesem banalen Unfall eine robuste Negativ-Spirale: „Scheiß Umrandung …, … man müsste die Stadt verklagen … Lachen die Leute etwa? Schnell aufstehen … Lächeln!“ In dieser Lage hätte das überraschende „Angebot“ des kleinen Hundes zur Umfokusierung keine Chance gehabt. Wenn das Tier überhaupt bemerkt würde, dann wahrscheinlich nur als lästiger Eindringling, der uns bei der Aufgabe stört, gerechten Ärger und Zorn zu entwickeln.

… aber sie können es wieder lernen.

Aus neurowissenschaftlicher Perspektive geht es im Zentrum des Sandkastenstückes nicht um die Begegnung mit einer Hundeschnauze. Es geht um etwas, das bei Kindern noch so mühelos ist: von jetzt auf dann ein völlig anderer zu werden. Aus neuronaler Sicht sind wir als Erwachsene ebenfalls fähig zu dieser sprunghaften Wandlung. Und diese Erkenntnis ist bedeutend. Stellen wir uns nur einmal vor, wir sind gerade noch frustriert, aber wir könnten das willentlich hinter uns lassen und spontan umschalten in einen ausgeglicheneren und gelassenen Bewusstseinszustand. Und das ganz ohne einen Hund oder andere äußere Hilfe! Oder wir haben Angst und wenden unsere Aufmerksamkeit einfach weg von diesem unangenehmen Zustand, um einzutauchen in eine hellere Stimmung. Und stellen wir uns einmal vor, mit einiger Übung können wir das tatsächlich! Gelebte Achtsamkeit macht dies möglich.

Es ist nicht alles gut – aber manches möglich

Das heißt nicht, dass mit einer Art psychologischem Zaubertrick alle Sorgen- Angst- und Problemzustände auf einmal wie weggeblasen wären. Aber mit etwas Wissen und Übung können wir unsere Aufmerksamkeit so steuern, dass zum Beispiel  die Angst schwächer, das Schwere leichter und das Unangenehme weniger schmerzhaft wird. Zwar fällt es uns Erwachsenen in der Regel viel schwerer, das Alte zu verlassen, um etwas Neues zu begrüßen, als dies bei sehr jungen Gehirnen der Fall ist. Aber wir haben auch einen Vorteil: Während (Klein-)Kinder unbewusst und weit gehend unbeabsichtigt die neurologischen Straßen im Gehirn wechseln und so von einer in die andere Stimmung rutschen, können erwachsene Gehirne gezielt steuern, worauf sie sich konzentrieren. Coaches und Therapeuten nutzen dieses Potenzial. Sie ermöglichen Menschen damit, aus ungeliebten Verhaltensmustern auszubrechen. Schmerzforscher und Anästhesisten setzen entsprechende Methoden erfolgreich ein, um Schmerzen abzuschwächen oder ganz auszublenden. Allergologen behandeln mit solchen Fokussierungstechniken allergische Reaktionen.
Was es dazu braucht? Erstens: den Wunsch zur Veränderung. Zweitens: die Bereitschaft zu üben. Und drittens einen guten Fahrplan. Einen ersten Zugang dazu findest du auch im Artikel: Schlecht gelaunt?

Beratung für Innere Angelegenheiten

Thomas Huebner, Coach und Trainer für Achtsamkeit, DailyLama

Suchst du den direkten Kontakt? Beschäftigen dich drückende Probleme und Fragen, dann findest du hier Informationen zum ABC (Achtsamkeit basiertes Coaching).
Denn: Willst Energie zehrende und über längere Zeit verfestigte Probleme lösen, dann bietet Achtsamkeit einen erstaunlich klaren Weg, das eigene Leben zurück zu gewinnen. Inspirierende Gespräche sorgen für Klarheit und zügigen Fortschritt.

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